
VON DER STANGE IN DEN PAPIERKORB
Abschied. Die Welt der Berichte gibt sich bunt und ist doch so grau wie nie zuvor. Inhaltliche Substanz weicht der Diktatur der Checkliste, generische Textbausteine reihen sich an austauschbare Stock Fotos. Inmitten des inflationären Gebrauches von Buzzwords treffen Marketing-Worthülsen auf den lähmenden Duktus der Compliance. Das Ergebnis ist ein bürokratischer Kompromiss, der Jahr für Jahr wächst und doch weniger sagt. Und der technologische Fortschritt um AI verstärkt diesen Trend. Automatisiert und seelenlos entstehen Werke der Beliebigkeit, Altpapier mit Logo.
Dabei liegt es weniger an seinem Format, sondern daran, wie er genutzt wird. Ein Teil seines Umfangs ist gesetzlich vorgeschrieben. Aber stärker noch als der regulatorische Druck wirkte die Zwangsjacke des Konformismus – die Angst seines Schöpfers, anders zu wirken und der verzweifelte Blick auf die Konkurrenz. Layouts wurden kopiert, Formulierungen und Strukturen übernommen. Eine riesige Zahl an Fachbereichen und verschiedenen Dienstleistern füttert ihn in einem langwierigen Prozess mit dem, was für richtig gehalten wird – aber nicht dem, was er benötigt. Leidenschaftslos verliert er – und damit auch ein Teil seines Schöpfers – seine Identität.
Schade. Denn er hätte das wertvollste Dokument im Unternehmen sein können.
Wie erfahren Sie, ob auch Ihr Bericht betroffen ist?
Im nächsten Abschnitt steigen wir ein in die 20 Archetypen von Beliebigkeit, Konformität und Mittelmass im Unternehmensbericht.